
Auch wenn nicht alle meine Bilder blau sind, so hat Blau doch eine besondere Bedeutung für mich. Und das nicht nur, weil sich die meisten Blautöne für mich körperlich sehr angenehm anfühlen. Für mich symbolisiert nicht nur Rot, sondern vor allem Blau das Leben. Denn Sauerstoff und damit die Luft sind blau und wenn wir Glück haben, sind auch der Himmel und das Wasser blau. Aus dem All betrachtet leben wir auf einem blauen Planeten. Und wir sollten gerade in dieser Zeit daran arbeiten, ihn zu erhalten.
In vielen meiner Arbeiten spielt das Material eine wichtige Rolle. Oftmals stelle ich die Farben aus Pigmenten und Bindemitteln selbst her, so wie das die Künstler früherer Jahrhunderte taten. Hier geht es allerdings um eine Gratwanderung zwischen der maximalen Kraft des Farbpigments auf der einen Seite und die dauerhafte Verbindung der Farbe mit dem Bildgrund. Das ist ein beständiges Experimentieren und klappt nicht immer auf Anhieb.

Manche meiner Arbeiten leben davon, dass die Farben durch Kontraste in einen intensiven Dialog eintreten. Dadurch entstehen Spannung und Dynamik.
Doch meist geht es ruhiger zu und der Betrachter findet einen farblich erzeugten Bildraum vor, den er optisch und gedanklich besuchen kann. Das ist ein höchstpersönliches, sehr individuelles Erlebnis. Nicht nur, dass jeder einen Farbton anders empfindet, die eigenen Erfahrungen und Assoziationen sind die Grundlage dafür wie ein Bild zu der Welt und den Landschaften passt, die wir in unserem Kopf haben.
Früher waren die Menschen und ihr Aussehen von der Landschaft geprägt aus der sie kamen. Heute sind wir Menschen es, welche das Bild unserer Landschaften prägen.
Dafür, dass wir hierbei umsichtig vorgehen können, kann Ultramarinblau ein Symbol sein. Historisch kamen viele Farbtöne aus ganz bestimmten Landschaften, weil sie auf der Basis natürlich vorkommender Erden hergestellt wurden.
Das intensive Ultramarinblau war wertvoller als Gold. Es war historisch der Darstellung der Madonna als Mutter Gottes vorbehalten, in ihrer Eigenschaft als Schutzpatronin des Lebens. Denn die Herstellung dieses blauen Steins, des Lapis lazuli, war sehr aufwändig und teuer. Es konnte nur in einem Land hergestellt werden in welchem Frauen aus traditionellen und religiösen Gründen nicht gerade eine göttliche Rolle spielen: in Afghanistan. Recht bescheidene Mengen wurden in einer mühsamen Prozedur aus einer großen Masse Gesteins gewonnen. Nach Jahrhunderten der Forschung gelang es diese Farbe künstlich herzustellen. Nun entsteht es aus einer chemischen Reaktion, während die Berge und damit die Landschaft in Ruhe gelassen wird.
Mein Traum wäre ein Dreiklang aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft mit dem wir eine gesunde Welt erschaffen können, lebenswert, in friedlicher Teilhabe für möglichst viele. Ich glaube, Forschung kann hier den entscheidenden Beitrag leisten. Damit wir, Menschen und Natur, möglichst gesund im Einklang miteinander gut leben können. Und unser Planet noch lange blau im Universum leuchtet.
Die Kunst kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Denn Kunst basiert auf Ideen. Das kann eine ästhetische Vorstellung von Räumlichkeit durch Farbe sein oder das Herstellen von Bezügen durch Symbole. So kann Kunst Brücken schlagen: zwischen Kulturen und Menschen, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Während wir die Kunst in der Gegenwart erleben, basiert sie als Teil der Kultur, auf Werten, die in der Vergangenheit gewachsen sind. Ihr oft innovativer, kreativ- erschaffender Charakter verbindet uns mit der Gestaltung der Zukunft.